UM ANTWORT WERDEN GEBETEN:
MdL Karin Logemann, SPD Wesermarsch
MdL Björn Thümler, CDU, Wesermarsch
MdL Katharina Jensen, CDU, Friesland
MdL Olaf Lies, SPD, Friesland
MdL Sina Beckmann, Bündnis 90/ GRÜNE, Friesland
ANTWORT VON
MdL KARIN LOGEMANN, SPD, Wesermarsch
Eingegangen am 28. Mai 2025
Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben und beantworte die von Ihnen gestellten Fragen wie folgt:
1. Wie stellen Sie sicher, dass die geplante Schließung der Geburtshilfe und Gynäkologie in Varel nicht zu einer Verschlechterung der Familienfreundlichkeit und medizinischen Versorgung für Frauen und Kinder in der Region führt?
Die Sicherstellung einer guten medizinischen Versorgung für Frauen, Kinder und Familien ist für mich als Abgeordnete aus der Wesermarsch ein zentrales Anliegen. Seit der Schließung der Geburtshilfe in der Helios Klinik Nordenham 2019 ist das Krankenhaus in Varel für viele Bürgerinnen und Bürger in unserer Region eine wichtige Anlaufstelle – nicht nur für Geburten, sondern auch für pränatale Betreuung und gynäkologische Versorgung. Die derzeitige Diskussion über die Zukunft des Standorts zeigt, wie bedeutsam diese Strukturen für das Vertrauen der Bevölkerung sind. Auch wenn das Gutachten der Beratungsfirma eine Schließung empfiehlt, wurde noch keine Entscheidung getroffen. Die endgültige Entscheidung trifft der Kreistag Friesland am 2. Juli. In dieser Zwischenzeit ist es mir wichtig, dass die Auswirkungen auf die medizinische Versorgung umfassend geprüft und sorgfältig abgewogen werden. Die Interessen der Familien, der Schwangeren und der Kinder stehen dabei für mich klar im Mittelpunkt.
2. Wie wollen Sie verhindern, dass Varel als Wohn- und Arbeitsstandort für junge Familien und medizinisches Fachpersonal unattraktiver wird, wenn versorgungsrelevante Angebote wie Geburtshilfe und Gynäkologie wegfallen?
Die Region Friesland-Wesermarsch lebt von ihrer hohen Lebensqualität – und eine wohnortnahe medizinische Versorgung ist dafür ein wichtiger Baustein. Das St.-Johannes Hospital in Varel hat sich über viele Jahre einen sehr guten Ruf erarbeitet, der weit über die Kreisgrenzen hinausreicht. Gerade in der Fachdisziplin Geburtshilfe und Gynäkologie hat sich der Standort als stabil und leistungsfähig bewährt. Ideal wäre natürlich, wenn das Personal auch im Falle einer Entscheidung gegen das St.-Johannes-Hospital die Möglichkeit für eine Anschlussanstellung vor Ort bekäme. Vor diesem Hintergrund begrüße ich es sehr, dass viele Stimmen aus Bevölkerung, Politik und Gesellschaft sich konstruktiv für eine nachhaltige Lösung einsetzen. Es ist gut, dass Fachkräfte und Bürger:innen sich an der Diskussion beteiligen. Ich bin überzeugt, dass wir – mit Blick auf mögliche künftige Veränderungen – auch über Übergangslösungen, neue Versorgungsformen und regionale Netzwerke sprechen können, um die Attraktivität und Versorgung des Standorts zu erhalten.
3. Wie rechtfertigen Sie, dass die medizinische Versorgung – insbesondere für Frauen und Familien – die in Varel als Gesundheitsstandort für den Landkreis Friesland und den Landkreis Wesermarsch eine zentrale Rolle spielt, deutlich schlechter wird, während in Großstädten weiterhin wohnortnahe Angebote bestehen?
Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse – ob in Stadt oder Land – ist ein Leitbild, das uns alle in der Landespolitik – und auch besonders meine Arbeit, als Abgeordnete aus dem ländlichen Raum – begleitet. Auch wenn das Krankenhausstrukturgutachten Sparpotenziale aufzeigt, müssen die konkreten Auswirkungen auf die Versorgung in der Fläche sehr genau geprüft werden. Die Geburtsstation in Varel spielt seit Jahren eine tragende Rolle für unsere Region– insbesondere für die südliche Wesermarsch, wo durch frühere Klinikschließungen bereits Anpassungen nötig waren. Aber auch die Angebote in Großstädten sind nicht ohne ihre Probleme. Diese Herausforderungen gilt es bei der Krankenhausstrukturreform entsprechend zu berücksichtigen. Ich sehe daher mit großem Respekt das Engagement vor Ort, das sich auch in über 15.000 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses widerspiegelt. Gerade im ländlichen Raum ist es entscheidend, medizinische Angebote erreichbar zu halten. In der laufenden Entscheidungsphase geht es darum, gemeinsam Lösungen zu finden, die eine stabile und qualitativ hochwertige Versorgung sichern – auch über bestehende Kreisgrenzen hinweg.
4. Wie stellen Sie sicher, dass Schwangere und ihre (ungeborenen) Kinder in Varel durch die Schließung der Geburtshilfe nicht einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt werden, insbesondere angesichts der Tatsache, dass natürliche Geburten und Notfälle nicht planbar sind und schnelle medizinische Versorgung entscheidend sein kann?
Die Geburt eines Kindes ist ein sensibles, nicht komplett planbares Ereignis – umso mehr ist eine verlässliche, erreichbare Versorgung entscheidend. Studien zeigen, dass längere Anfahrtswege zu einem erhöhten Risiko ungeplanter Außerklinischer Geburten führen können. Aus Sicht der betroffenen Familien ist es daher nachvollziehbar, dass Sorgen bestehen, wenn bestehende Strukturen infrage stehen. Die gute Nachricht ist: Aktuell ist die Frauenklinik in Varel weiterhin rund um die Uhr erreichbar und in ein digitales Versorgungskonzept eingebunden, u. a. über das Projekt „TeleStorch“ mit dem Klinikum Oldenburg und der Universität Oldenburg. Es gibt bereits viele gute Ansätze, wie moderne Technik, regionale Rettungsdienste und Hebammen enger zusammenarbeiten können. In der aktuellen Übergangsphase ist es entscheidend, dass solche Ansätze aufrechterhalten sowie weiter gestärkt und weiterentwickelt werden – zum Wohle von Müttern und Kindern.
5. Die Planung für einen neuen gemeinsamen Standort der Kliniken Varel und Wilhelmshaven in ferner Zukunft wird anvisiert. Wie stellen Sie sicher, dass die 678 Geburten pro Jahr des Standorts Varel in den nächsten 10 Jahren in gleichbleibender Versorgungsqualität und wohnortnah betreut werden? Das betrifft demnach knapp 7000 Geburten.
Die Perspektive eines neuen Klinikums für Friesland und Wilhelmshaven ist eine spannende Chance, langfristig moderne und leistungsfähige Strukturen aufzubauen. Doch bis dahin werden noch einige Jahre vergehen – ein realistischer Zeithorizont für Planung, Bau und Inbetriebnahme muss präsentiert werden. Ebenso wichtig ist es, dass die Übergangszeit gut gestaltet wird. Ich bin zuversichtlich, dass es innerhalb der Region kreative und tragfähige Wege gibt, den Bedarf zu decken – sei es durch eine stärkere regionale Vernetzung, neue Modelle wie Hebammenkreißsäle oder digitale Unterstützung wie das TeleStorch-System. Entscheidend ist, dass werdende Eltern in unserer Region weiterhin mit Vertrauen in die medizinische Versorgung blicken können.